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"Tell them stories" oder: Warum sollte ausgerechnet ich einen Blog veröffentlichen?

Meine absoluten Lieblingsbücher sind Geschichten, die von Geschichten handeln. In "Die Stadt der träumenden Bücher" (Achtung Spoiler!) erhält der Protagonist Hildegunst von Mythenmetz ein Manuskript, welches das beste Stück Schrift ist, das er je in den Händen gehalten hat. Dieses Manuskript ist so gut, dass es zu einer Gefahr für den Buchmarkt wird. Prompt wird er mitsamt seinem Manuskript in die Katakomben der Stadt verschleppt.


Nachdem er viele Gefahren und Nahtoderfahrungen übersteht, kommt er zur Bibliothek des Orms. (Das Orm ist eine kreative Macht, die eine*n Autor*in und dadurch dessen/deren Text durchströmt und ihn qualitativ hochwertiger macht) Die Bibliothek besteht aus einem einzigen Regal mit Büchern, die man auf den ersten Blick als Ramsch einordnen würde. Titel wie "Die Nasenhaare des Hasennarren" lassen vielleicht nicht unbedingt ein Meisterwerk vermuten. Kunst ist also oft da, wo man sie nicht zwingend vermuten würde.

In dem dritten Teil von "His Dark Materials" fällt häufig der Satz "Tell them Stories!" Aufgrund meiner Liebe zu dieser Buchreihe treibt er mir jedes Mal beim Lesen Tränen in die Augen und ich habe ihn auf einer Tafel auf meinem Nachttisch stehen. Geschichten spielen in dem Buch eine extrem wichtige Rolle (Erneute Spoiler Gefahr!) Die scheinbar belanglose Geschichte einer Wissenschaftlerin, die eine Nonne war und sich von einer Nacht auf die Andere von ihrem Glauben abgewandt hat, sorgt dafür, dass das komplette Multiversum vor dem Untergang bewahrt wird.

Ich glaube jetzt nicht daran, dass mein Blog vom Orm durchströmt wird, ich in die Katakomben verbannt werden muss, oder er gar das Multiversum rettet. Wenn ich das denken würde, wäre ich ein weißer Mann und würde einen Podcast machen. Häufig frage ich mich, was meine Gedanken und Meinungen "wert sind" und warum gerade ich das hier schreiben sollte.

Weil gerade ich das jetzt hier schreibe. Weil ich, wie jeder Mensch, mein ganzes Leben damit verbringe zu lernen, warum also nicht meine Gedanken teilen? Wenn ich eine Person inspiriere, habe ich damit mehr erreicht, als wenn ich diesen Blog nicht veröffentlichen würde.

Und selbst, wenn das hier ein Schrei ins Nichts ist, habe ich trotzdem gewonnen. Ich muss dir an dieser Stelle etwas gestehen. Das hier mach ich gar nicht für dich, sondern eigentlich für mich selbst. Mein Kopf ist eine unaufgeräumte Garage, in der extrem viel Zeug rumliegt. Auch extrem viel wichtiges Zeug. Ich weiß nie wirklich, wo was ist und oh ich wusste gar nicht, dass ich schon ein Zelt habe. Jetzt hab ich drei neue gekauft.

Ich habe als Schreiberin hohe Ansprüche an mich, wenn es darum geht meine Gedanken in Worte zu fassen. Diesen Ansprüchen kann ich nur genügen, indem ich Ordnung in meinen Kopf bringe, indem ich schreibe. Wenn du dich in diesem Eintrag irgendwie siehst, lass mich dir sagen:

Schreibe diesen Text! Nehm diesen Podcast auf! Rette das Multiversum! Tell them stories!

Kommentare

  1. Herzlich Willkommen in der Blogosphäre. Und dann gleich so ein guter erster Beitrag. Danke für deine Einblicke und das zeigen deiner Haltung.

    Und ich kann dir sagen, mit dem Weitermachen kommt das "Orm" von ganz alleine.

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Hi!

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Well, what did you expect? Did you expect it to be easy? Making art, practicing it, improving, studying and learning new things, studying to work, earning a living, not losing your connection to others, keeping your health, humanity, your spirit intact while laying it bare. Your heart on a sheet of paper for everyone to see Your brain spilled out onto a pdf document for everyone to comment on to love, to hate, to judge, to belittle, to appreciate, to change Well, what did you expect? Being an artist means resistance You have to fight for it Fight for the time, the energy... It takes the sacrifice of your perfectionism, your pride, your ego It takes people and community and care Being an artist is hard But if you want to do art Somehow, in whatever niche way You will do art! and that's the easy part;